Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Um der neuen e-Privacy-Richtlinie zu entsprechen, müssen wir Sie um Ihre Zustimmung zum Setzen der Cookies bitten. Weitere Informationen.
Geschichte
-
19. Januar , 2022 315
Lebenserinnerungen der Maria Magdalena (Helene genannt) Winkler-Hermaden
TEIL 3 – „Der eingebildete Mann, den ich nie heiraten würde“
Meine Heimat Untersteiermark wurde abgetrennt, ich gehörte auf einmal zu Serbien. Da sagten die Feinde, der Besitz muss mir weggenommen werden, ich sei eine „Windische“. Ja, leicht hatte ich es nicht. Ich habe da Sehnsucht gehabt, nur einen Menschen um mich zu haben, den ich in Not um Rat fragen kann. Man muss bedenken, ich war doch erst 26 Jahre alt. Da kam die Rettung!
Es dürfte am 21. Dezember 1918 gewesen sein, ich hatte in Fehring zu tun und kam erst gegen 4 Uhr Nachmittag nach Hause, es dunkelte schon. Da sagte mir die Köchin, ein Herr Oberleutnant wartet schon den ganzen Tag auf mich. Ich ging in das Bauernstüberl, da war ein großer, hagerer Mensch, wortkarg, sehr zurückhaltend kühl, na ich sagte mir ein eingebildeter Mann. Er stellte sich mir als Herr Dr. Winkler von Hermaden vor, der Name war mir sympathisch. Nun trug er sein Anliegen vor, und zwar, da er jetzt vier Jahre von den Eltern getrennt war, möchte er im Sommer mit den Eltern zusammen wohnen, er sei Geologe und arbeitet wissenschaftlich in der Gegend. Momentan war ich noch abgeneigt zu vermieten, da ich überhaupt nicht wusste, was ich eigentlich anfangen soll. Ich sagte dem Herrn Dr., ich werde es mir überlegen und er möge noch einmal anfragen. Draußen war ein großes Quatschwetter, sehr nass, also Tauwetter. Die Zeit war schon sehr fortgeschritten, finster und unfreundlich. Auf dem Lande ist es eben nicht üblich, so spät einen Gast aus dem Hause weggehen zu lassen, da trug ich dem Dr. an, er möge ruhig hier übernachten. Ganz entrüstet lehnte er es ab. Ich habe es bei mir gedacht: Ist das ein eingebildeter Mensch, den möchte ich wohl niemals heiraten. Nach eingenommener Jause ging er nach Fehring. Ich war auch etwas beleidigt, dass er
-
18. Januar , 2022 233
Lebenserinnerungen der Maria Magdalena (genannt Helene) Winkler-Hermaden
TEIL 2 – „Herr Rittmeister möge leben, ich mag das nicht erben“
Zwei Bekannte von Herrn Rittmeister habe ich inzwischen kennen gelernt. Frl. K. war eine Schneiderin und machte mir Kleider. Im Charakter war sie aber nicht gut und hatte immer wieder was an Herrn Rittmeister zu kritisieren, also war nicht meine Freundin. Die zweite, Fräulein Poldi H., eine gute Seele, die sehr anständig und fein war, war wohl etwas dumm. Da sie aber tadellose Umgangsformen hatte, merkte man dies nicht. Ich wurde dann in Graz bei ihrer Mutter eingeladen und behielt sie als Freundin. Es war eine aufrichtige Freundschaft. Inzwischen hat sich mit dem Frl. Paula bzw. Frau del C. und Herrn Rittmeister etwas zugetragen, was weiß ich nicht, jedenfalls wurde jeder Verkehr abgebrochen und auch der Briefverkehr unterblieb. Dies war im Winter 1917 auf 1918.
Im Frühjahr wurde der Rittmeister immer schlechter. Er überließ mir ganz die Wirtschaft, auch hat er mich mit der nötigen Vollmacht ausgestattet, auch um eventuell einen Verkauf durchführen zu können. Der Arme nahm nicht mehr sehr viel Anteil an der Wirtschaft, es lag aber jetzt alles auf meinen Schultern. Ich machte alles von Herzen gerne und so gut ich es verstanden habe.
Mit der Zeit wurde es doch bekannt, dass ich mit allen Rechten ausgestattet wurde (wahrscheinlich durch den Notar), sodass eines Tages der M. an mich herantritt mit folgenden Worten: „Wissens Fräulein, ich will Ihnen nur Gutes tun, Sie haben ja die Vollmacht und können ein Geld aufnehmen und das Geld für sich behalten, der Rittmeister stirbt bald und Sie können dann wieder fortgehen ohne einen Kreuzer, der Mann gibt Ihnen sicher keinen Kreuzer. Ich verhelfe Ihnen zu dem Geld, etwas geben Sie mir dann, davon braucht kein Me
-
17. Januar , 2022 461
Lebenserinnerungen der Maria Magdalena (Helene genannt) Winkler-Hermaden
TEIL 1 – Die neue Arbeitsstelle auf Schloss Kapfenstein und die anfänglichen Hürden
Lebenserinnerungen der Magdalena Helene Winkler-Hermaden (1892–1965) – Für ihren Sohn Burkhardt, geschrieben in Baden bei Wien, Franzensring 15, Zimmer 12, in der Zeit von 14.–24. Juni 1942:
Lebenserinnerungen der Magdalena Helene Winkler-Hermaden (1892–1965) – Für ihren Sohn Burkhardt, geschrieben in Baden bei Wien, Franzensring 15, Zimmer 12, in der Zeit von 14.–24. Juni 1942:
Um ½ 4 Uhr Nachmittag des 12. Oktober 1916 im Weltkriege stieg ich in Graz Ostbahnhof in den Zug und fuhr einer Gegend bzw. meiner neuen Heimat entgegen, die mir bisher ganz unbekannt war. Ich soll bis Fehring fahren und dort aussteigen, mir einen Fiaker nehmen und nach Kapfenstein, dem neuen Dienstort fahren. Ich war aber viel zu sparsam, um den Fiaker aufzunehmen, so ging ich zu Fuß im Tale auf der Straße. Bald wurde es aber dunkel und mir war in der ganz unbekannten Gegend etwas bange. Eine Handtasche hatte ich auch zu tragen, die nicht ganz leicht war, da ich mir die allernotwendigsten Sachen mitgenommen habe, um zu probieren, ob es mir passt und erst dann wollte ich mir meine ganze Habe aus Graz abholen. Am halben Weg kam mir ein Mann nach und fragte mich, wohin ich gehe. Vor dem Mann ist mir etwas ängstlich zumute gewesen, denn erstens war es schon finster und zweitens sah der Mann wie ein Zigeuner aus. Er hieß P. Ich sagte zu dem Manne, mein Ziel sei „Schloss Kapfenstein“. Da sagte er, er gehe auch nach Kapfenstein und dann können wir zusammen gehen, er wird es mir zeigen, wann ich abzweigen muss. Ich fragte aber den Mann nichts über Kapfenstein, obwohl ich sehr neugierig war, wie das Schloss wohl aussehen mag. Außer in meinem Geburtsort (Schloss Pogled) war ich noch nie in einem Schloss