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Authorin: Dr. Christa Schillinger
Geschichte von Burg und Herrschaft Kapfenstein
Die Anfänge der Burg Kapfenstein und die Kapfensteiner
Die Klärung der Anfänge der Burg Kapfenstein verdanken wir einem unermüdlichen Erforscher der steirischen Geschichte der leider allzu früh von uns gegangen ist: Dr. Heinrich Purkarthofer. Anlässlich der Wappenverleihung an die Gemeinde Kapfenstein im Jahr 1990 hat er sich eingehend mit den Anfängen von Burg und Herrschaft Kapfenstein auseinandergesetzt (Heinrich Purkarthofer, Kapfenstein. Zur Wappenverleihung, o.O. 1990, S. 1–12.).
Der Burgenbau war damals ein königliches Vorrecht, konnte aber an hochadelige Familien weitergegeben werden. Besonders in gefährdeten Grenzregionen kam es zu dieser Vorgangsweise. Die Erbauer der Burgen wohnten aber meist nicht darin, sondern gaben die Burgen an Dienstmannen weiter. Dies geschah in unterschiedlichen rechtlichen Formen, meist als Lehen, es konnte aber auch freies Eigen sein. Aus der Rechtsqualität des Besitzes ergab sich die soziale Stellung des Inhabers. Lehensleute wurden zu „Rittern und Knechten“, Inhaber von
freien Eigen zu den höher gestellten „Herren“ gezählt.
An der Spitze der sozialen Rangordnung im Adel standen die Hochfreien. In der Steiermark als Grenzland gab es nur wenige solcher Familien. Eine davon waren die Hochfreien von Waldstein im Übelbachtal bei Frohnleiten, die sich nach ihrem alten freieigenen Besitz von St. Dionysen bei Bruck und auch nach Gutenberg an der Raabklamm benannten. 1152 schloss Judith von Waldstein-St. Dionysen-Gutenberg einen Vertrag mit dem Erzbischof von Salzburg, wonach ihre Burgen Gutenberg und Waldstein sowie die Kirche St. Dionysen an den Erzbischof fallen sollten, wenn ihr Sohn Liuthold keine Söhne hätte. Zur Burgherrschaft Gutenberg gehörte damals auch das Gebiet um Kapfenstein (Die Herrschaft Gutenberg ging 1288 an die Stubenberger über. Die Lengheimer als spätere Burgherren in Kapfenstein gehörten in ihren Anfängen zur Stubenberger Dienstmannschaft.).
Aus der Ehe Liutholds gingen drei Töchter hervor: Ottilie wurde Äbtissin in Göß, Kunigunde und Gertrud wurden 1174 in einem Brautraub entführt. Es kam zu einer blutigen Fehde gegen den Hochfreien Wilhelm von Heunburg und den nicht standesgemäßen, weil landesfürstlichen Dienstmannen Herrand von Wildon. Schließlich wurde den Heiraten zugestimmt und das Erbe auf die Töchter aufgeteilt. Der Erzbischof von Salzburg ging dabei nicht leer aus, erhielt aber nicht das volle Ausmaß des Vertrages von 1152.
Die ersten Kapfensteiner traten bezeichnenderweise als Zeugen für die Gutenberger und die Salzburger Erzbischöfe auf. 1197 ist „Ludwinus de Chaphenstain“ als Zeuge in einer Salzburger Urkunde genannt. „Ludwicus de Chaphinstein“ beurkundete 1214 eine Schenkung der Witwe Liutholds, Elisabeth von Gutenberg. Die Burg Kapfenstein wurde in Südostlage auf freieigenem Grund der Gutenberger erbaut. Der 461 Meter hohe Kapfensteiner Kogel aus Tuff mit weiter Rundumsicht erfüllte die Sicherheitsanforderungen der damaligen Zeit in hohem Maß. Der Name des Dorfes Gutendorf soll von Judith von Waldstein-St. Dionysen-Gutenberg abgeleitet sein.
Welcher sozialen Schicht die ersten Kapfensteiner angehörten, ist schwer bestimmbar. Sie dürften ursprünglich persönlich unfreie Gefolgsleute gewesen sein. Es wäre denkbar, dass sie für treue Dienste in der auf den Brautraub folgenden Fehde mit dem freieigenen Besitz von Kapfenstein belohnt wurden. Ein Ludwig von Kapfenstein fügte aber zusammen mit anderen Adeligen in der Zeit des Interregnums dem Deutschen Ritterorden Schaden zu. Bis zur Tilgung des Schadens musste er 1255 dem Orden Güter zu Kapfenstein überlassen.
Die familiären Zusammenhänge zwischen den in den Quellen genannten Kapfensteinern sind nur schwer festzustellen. Ludwig und seine Erben hatten Salzburger Zehente als Lehen inne. Ludwig soll einen Bruder Hermann gehabt haben, dessen Neffe Ulrich 1329 Besitznachfolger war. Der Besitz der Kapfensteiner war nicht auf Kapfenstein beschränkt. Die Burg, die damals um vieles kleiner war als der heutige Bestand, bot mit dem um einen Innenhof gruppierten Gebäude keinen Platz für mehrere Nachkommen. Weichende Erben mussten nach Lehen oder Dienstgut Ausschau halten.
Ulrich Kapfensteiner verkaufte mit seinem Bruder Ortolf 1314 Hof und Hube zu Misselsdorf an Seifried von Kranichberg auf Obermureck. Mit Zustimmung seiner Ehefrau Kunigunde und seinen Kindern Ulrich, Konrad, Adelheid und Kunigunde folgten 1319 Gülten an der Wölling. Wer von den Brüdern in Kapfenstein ansässig war, lässt sich nicht erschließen. Ein Andre Kapfensteiner und seine Ehefrau Barbara kauften 1317 von Ulrich von Stubenberg einen Hof zu Treglwang. Alhait oder Adelheid von Kapfenstein verfügte 1333 als Witwe Ulrichs von Kapfenstein über ein eigenes Damensiegel. In einer Stiftungsurkunde an den Johanniterorden in Fürstenfeld sind auch ihr älterer Sohn Ulrich und ihr Schwiegersohn Otto der Kellermeister genannt. Vom Dominikanerkloster in Pettau erhielt Adelheid 1337 zusammen mit ihrem Sohn Konrad eine Hofstätte in Fürstenfeld zu Leibgedinge. Zwischen 1352 und 1363 kauften die Wallseer Kapfenstein. Die in der Folge in den Quellen auftretenden Kapfensteiner sind kaum in einen familiären Zusammenhang zu bringen.60 Wölfel Kapfensteiner nannte sich ab 1361 nach dem Dorf Trössing im Gnastal und erwarb auch Besitzungen in Radkersburg. Im Jahr 1370 war ein Konrad Kapfensteiner Lehensmann des Grafen Meinhard von Görz.62 1372 trat ein Hermann Kapfensteiner als Siegler auf. Pilgram und Ulrich Kapfensteiner hatten um 1380 Seckauer Zehente um Straden inne.64 1388 saß Ortolf Kapfensteiner auf der Burg Neuhaus. Ortolf kaufte 1395 einen Hof zu „Puechlein an der Raab“.66 Ein Ulrich Kapfensteiner nannte sich 1423 nach Lembach östlich von Riegersburg.
Verkauf von Burg und Herrschaft Kapfenstein
Die Wallseer waren nicht Alleineigentümer von Kapfenstein. Ob sie auf Kapfenstein gewohnt haben, entzieht sich unserer Kenntnis. Wahrscheinlich waren Pfleger – möglicherweise auch weiterhin Kapfensteiner – mit der Burghut betraut. Die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert war für die Oststeiermark eine sehr unruhige Zeit. Auf die Wallseerfehde 1408 folgte der Ungarneinfall 1418. Schließlich wurde Kapfenstein von den Erben der Wallseer, den Neitbergern, 1422 an Sigmund Wolfsauer verkauft. Die Wolfsauer saßen auf der nahe gelegenen Burg Klöch. Sigmund Wolfsauer begann kurz danach eine Fehde gegen Erzbischof Eberhard III. von Salzburg, die in einen Krieg mit Ungarn auszuarten drohte. Als Strafe wurde Kapfenstein dem Wolfsauer weggenommen und 1435 Hans dem Schlüssler verliehen. Ihn beerbten nach dem frühen Tod seines Sohnes Wolfgang seine zwei Töchter Dorothea Kollnitzer und Barbara Ruckendorfer und zwar:
„… die Feste Kaphenstein mitsamt den Dörfern darunter gelegen; Dorf Gutendorf, Dorf an der Neustift und dem Bergrecht zu Kapfenstein mitsamt der Herrlichkeit und aller anderen Zugehörung daselbst …“
Nach der Erbteilung unter den beiden Schwestern verkaufte Barbara Ruckendorfer Kapfenstein 1468 an Jörg von Weisseneck. Als landesfürstlicher Pfleger zu Gösting hatte Jörg Weissenecker noch weitere landesfürstliche Lehen, auch in der Gegend von Kapfenstein in den Pfarren Straden und Mureck inne. Nach Jörg von Weisseneck ging Kapfenstein an seinen gleichnamigen Sohn und 1548 an dessen Bruder Andre. Da die Söhne beider Brüder früh verstarben, erhoben mehrere ihrer Nachkommen Ansprüche auf Kapfenstein. Andre’s Tochter Ursula von Weisseneck war mit Christoph von Kapfenstein auf Trössing vermählt. Sie trat ihren Anteil an Kapfenstein zuerst ihrem Neffen Balthasar und danach ihrem Vetter Bartholomäus ab. Über dessen Schwester Helena kam Kapfenstein schließlich durch ihre zweite Ehe an die Familie der Lengheimer.
Die Lengheimer auf Kapfenstein (1584-1800)
Adam von Lengheim vermählte sich am 16. Mai 1563 mit Helena von Weisseneck, einer verwitweten Lamberg (1559).70 Durch diese Ehe kam Adam nach und nach in den Besitz der Weisseneckerischen Güter. Nach dem Tod des Bartholomäus von Weisseneck 1569 musste seine Witwe Sophia aus Geldnot das Gut Kapfenstein vorerst für drei Jahre an Adam von Lengheim verpfänden. Der endgültige Verkauf erfolgte 1584.
Der Übergang der Weisseneckerischen Burgen Pertlstein und Kapfenstein an der Grenze zu Ungarn an die Lengheimer vollzog sich zu einer Zeit ständig drohender Einfälle der Türken. Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 hatten diese nach und nach den Balkan besetzt. Der erste Türkeneinfall auf heute österreichischen Boden erfolgte 1480. Die Überfälle lösten in der Bevölkerung Angst und Schrecken aus. Nach der Schlacht von Mohács 1526 stand ein Großteil Ungarns unter türkischer Herrschaft. Das unmittelbar daran angrenzende, durch die habsburgische Länderteilung 1564 entstandene „Innerösterreich“ mit Steiermark, Kärnten und Krain lag damit am „Hofzaun des Reiches“, auch „Militärgrenze“ genannt. 1578 wurde die Oberaufsicht über das Kriegsvolk an der Grenze und die Grenzfestungen dem innerösterreichischen Hofkriegsrat übertragen, der aus ständischen Vertretern zusammengesetzt war. Die Rechnungsgebarung oblag der Hofkammer.72 Die Abwehrmaßnahmen wurden überwiegend von den im Landtag vertretenen Ständen getragen. Vollzugsorgan der bei den Landtagen getroffenen Beschlüsse waren die „Verordneten“. Neben zahlreichen personellen Entscheidungen und Besetzungen hatten sie die Oberaufsicht über das ständische Zeug- und Proviantwesen. Adam von Lengheim war 1569 Einnehmer der steirischen Landschaft und nung als Baukommissar für die Stadt Fürstenfeld lehnte er 1578 mit dem Hinweis darauf ab, 1575 Kriegszahlmeister der steirischen Landschaft an der „windischen“ Grenze. Seine Ernen dass er nichts vom Bauen verstehe. Zudem wohne er in Kapfenstein und nicht am Liebochhof und komme oft in einem halben Jahr nicht einmal nach Fürstenfeld.75 1584 nannte er sich von Pertlstein und Kapfenstein und entschuldigte sich von Pertlstein aus, dass er an der Grenzauszahlung und Musterung „seiner Hausfrau Schwachheit halben“ nicht teilnehmen konnte.
Die enge Nachbarschaft von Pertlstein und Kapfenstein hatte in kriegerischen Zeiten Bedeutung. Der Ausbau beider Burgen erfolgte nach dem Tod von Adam unter den Besitznachfolgern Wolf von Lengheim (Pertlstein) und Otto Friedrich (Kapfenstein). Helena von Lengheim starb am 2. November 1584 in Pertlstein an Fieber. Adam überlebte sie nur um wenige Monate. Er verschied am 31. März 1585 in Graz. Beide sind in der Pfarrkirche
von Trautmannsdorf bestattet. Der Grabstein ist evangelienseitig erhalten. Über den am Grabstein dargestellten, vermutlich in jungen Jahren verstorbenen Sohn aus dieser Ehe konnten keine Angaben in Erfahrung gebracht werden.
Der Begräbnisort dürfte mit den Beziehungen zur Familie Trauttmansdorff und dem sich ausbreitenden Protestantismus zusammenhängen, der in Trautmannsdorf unter dem Schutz der Vogteiherrschaft stand. Nicht zuletzt befand sich das Palais Lengheim in Graz in unmittelbarer Nähe des Palais Trauttmansdorff.
Mit Testament vom 15. März 1585 schuf Adam den ersten Lengheimerischen Fideikommiss über das Haus zu Graz und die Herrschaften Pertlstein und Kapfenstein zwischen seinen Brüdern David II., Wolf und Georg (d.J.) und ihre Erben zur Erhaltung des Familienerbes
Mannesstamm „dergestalten, dass jedes Kind Mannsstammens ein Theil darvon zu überkhomen und zu genießen hat“. Nach dem frühen Tod von David II. hatte im Juni 1587 Wolf Pertlstein, Georg (d.J.) dagegen
Kapfenstein inne. Georg (d.J.) von Lengheim schloss am 7. März 1589 einen Ehevertrag mit Sibilla, Tochter Seifrieds von Eggenberg. Diese war bereits nach kurzer Zeit Witwe und heiratete 1591 Lorenz von Stöger/Steger zu Ladendorf.79 Georg von Lengheim war 1588–1590 für die östlichste steirische Kreidfeuerstelle in Kapfenstein verantwortlich. Als Frühwarnsystem gegen drohende feindliche Überfälle wurde eine Kette von Kreidfeuerstationen festgelegt, an denen Warnschüsse abgegeben bzw. vorbereitete Holzstöße abgebrannt werden sollten. Zusammen mit Wilhelm von Ratmannsdorf und Bernhard Herzendrafft informierte er 1587
die Verordneten, dass sich an die 300 Wallachen aus „türkischem Boden“ in den Hölzern und Gräben bei ihren Schlössern aufhalten sollen und ersuchen um Hilfe gegen Raub und Brand.80 1588 meldete Georg von Lengheim, dass die Kreidfeuerstelle in Kapfenstein in bestem Zustand und mit reichlich Holz versehen ist. An Geschützen und Pulver für die Kreidschüsse aber herrsche Mangel. Er ersucht die Kreidfeuerkommissare im Viertel Vorau um Hilfe. Er selbst sei leider nicht in der Lage, sich Munition zu kaufen. Zwei Jahre später hatte
sich die Situation nur unwesentlich gebessert. Doppelhaken waren vorhanden, es fehlte aber an Mörsern, Geschützen, Pulver und Blei